Am Anfang standen die Urtypen "Tivoli" (1895) und "Onkel Theodor" (1905). Von den Urtypen Münzschleuderautomat mit Fangtaschen gab es viele Varianten. Die Gewinne wurden dabei mit einem Glocken- oder Lichtsignal angezeigt und es erfolgte eine Auszahlung in Form einer Warengutschrift. Leider ist über die Automaten nur noch sehr wenig bekannt bzw. erhalten geblieben. Aus der Münzschleuder (hier wurde die eingeworfene Münze mit einer Schleudervorrichtung ins Spielfeld befördert) entstand der "Fingerschläger", bei denen der Spieler die Münze direkt ins Spielfeld beförderte. Später kam eine Schlageinrichtung dazu.
Das Spielprinzip beschäftigte auch sehr oft die Gerichte (ob Glücks- oder Geschicklichkeitsspiel), doch die Hersteller beriefen sich oft auf das Reichsgerichtsurteil vom 30.10.1908, in dem der Zigaretten-Spiel-Automat Komet von West Automaten-Bau Leipzig, der als Geschicklichkeitsautomat anerkannt worden war. Unter der Bezeichnung Elite, die als eine Art Typenbezeichnung zu verstehen ist, kamen ab 1920 viele Geräte auf den Markt , in denen das System des Komet weiter ausgebaut wurde. So wurden verlorene Münzen in von außen sichtbaren Reservefächern gesammelt und im Fall von Gewinntreffern durch Auszahlräder zur Ausgabe gebracht. Die Höhe des Gewinns ist z.B. beim Olympia auf das 12fache des Einsatzes heraufgesetzt wurden. Die Fingerschlaggeräte erfreuten sich in den 20er und 30er Jahren einer allgemeinen Beliebtheit, neben dem "Bajazzo-"; "Münzschleuder-" und ersten "Slot-Automaten". Leider sind heute nur noch wenige Fingerschlagautomaten aus dieser Zeit erhalten geblieben und ich denke viele sind in Vergessenheit geraten.
In der deutschen Automatengeschichte gab es einen Stillstand in der Entwicklung von 1933 bis 1945, bedingt durch ein dunkles Kapitel in der deutschen Geschichte. Im Rahmen der NS-Wirtschaftsprogramme erfolgte ab Ende 1933 eine Neuordnung der Automatenbranche. Ziel war es , dass man einen Einheitsautomaten in der Type einfach bestimmen will, der gewisse Normalgrenzen der Gewinn- und Verlustchancen aufweist, so dass der Benutzer gegen eine zu große Benachteiligung gewahrt bleiben soll. Folge war das Geldspielautomaten mit Gewinnausgabe fast völlig verschwanden und dafür mit Gewinnmarken gespielt wurde, für die es Waren gab. Ein Vertreter dieser Zeit ist der Adler von Leuschner, Leipzig.
Am Erfolg des Fingerschlägers hat das einfache aber optisch ansprechende Design einen großen Anteil gehabt. Der Spieler erlag sofort den Verlockungen der vielen Münzen auf dem Spielfeld, die nur darauf warteten mit etwas Geschick in die Auszahlschale zu fallen. In der Praxis war es doch etwas schwieriger, die Mechanik mit Geschick und etwas Glück zu überlisten. Die stromlose Technik bestand im wesentlichen aus Holz, einige verzinkte Bleche, einen Münzprüfer, Münzführungschienen (vernickelter Stahl bzw. poliertes Aluminium), diverse Fangtaschen (vernickeltes Messing) und Auszahlklinken mit Auszahlhaken bzw. Auszahlrädern. In den Automaten war natürlich neben dem Schloss noch eine Kasse für den Betreiber. Er musste ja auch Leben.
Im Prinzip gab es 3 Varianten für die Auszahlmechanik:
Über den Münzprüfer (1) gelangt die eingewurfene Münze durch die Öffnung im Holzspielfeld zur Schlageinrichtung (2). Jetzt muss der Spieler über ein Messingstück (-ring) die Münze ins Spielfeld schleudern. Hier im Bild wird die Fangtasche (3) getroffen. Die Münze rutscht über den rückwärtigen Kanal zur Auszahlklinke (4) + (5) und löst entsprechend den andersfarbigen Pfeilen 2 weitere Auszahlklinken aus. Die auslösende und ausgelöste Münze gelangen über die Öffnung (7) in die Auszahlschale. Zusätzlich wird noch die Reserveauszahlung (6) ausgelöst. Die Münzen (hier 5) fallen über die Öffnung (7) ebenfalls in die Auszahlschale. Im gezeigten Szenario hat der Spieler 10 Münzen gewonnen. Die verwendete Auszahlung wird auch "Treppenauszahlung" genannt und wurde so beim ErBü Wunder, Treff oder Das blaue Wunder verwendet.
Die zweite Variante der Auszahlung nannte man "Direktauszahlung". Das Bild links zeigt ein Spielfeld vom Jupiter, Bj. 1933. Die Münze passiert den Münzprüfer (1) und wird mit der Schlageinrichtung (2) in die letzte Fangtasche (3) befördert, wie im Beispiel der "Treppenauszahlung". Auch hier rutscht die Münze über den rückwärtigen Kanal zu den beiden Auszahlklinken (4). Jede Auszahlklinke gibt zwei Münzen frei, so dass insgesamt 4 + 1 Münzen in die Auszahlschale gelangen. Zusätzlich wird noch die Reserve (6) ausgelöst. Je nach Füllstand werden am Jupiter bis zu fünf weitere Münzen ausgezahlt. Somit beträgt der Höchstgewinn 10 Münzen (nach Abzug des Spieleinsatzes werden eigentlich nur 9 Münzen gewonnen). Typische Vertreter für diese Auszahlvariante sind der Contimat, Alle Elf oder Das lockende Ziel.
Die dritte Variante der Auszahlung ist das Auszahlrad. Ein Beispiel war der "Olympia" von Jentzsch & Meerz, von 1930. Im kleinen Bild (Goldfuchs) gibt der Haken im Gewinnfall (1) das Rad frei bis (2). Es werden 2 Münzen ausgezahlt. Im Auszahlrad unten erfolgt bei Betätigung von der Klinke (3) eine Auszahlung von 10 Münzen. Der Höchstgewinn beim Goldfuchs war 2,- RM
Von den 3 Grundvarianten für die Auszahlung gab es unzählige Variationen mehr oder weniger ansprechend für den Spieler. Drei Automaten aus der Zeit vor 1945: Links "Das blaue Wunder" mit Treppenauszahlung, in der Mitte der "Elite" mit Auszahlrädern und rechts "Das lockende Ziel" mit Direktauszahlung und Auszahlrad.
1950 fand in Frankfurt/Main die erste Automatenmesse nach dem 2. Weltkrieg statt. Das Fingerschlagspiel wurde wieder belebt durch Modelle wie Treff Steiner, Berlin oder Totomat Wulff, Berlin. Vom "Erbü Wunder", E.Büttner, Oberstdorf gab es sogar eine Ausführug mit einen mechanischen Münzwechsler. Doch bald stand eine Neuordnung des Geldspiels im neuen Deutschland an. So besagten die neuen Zulassungsgrundsätze unter anderem maßgebend ist die Mindestspielzeit von 15s. Die Fingerschlagautomaten konnten diese Vorschrift nicht mehr erfüllen und die Zulassungen liefen 1953 aus.Auf dem Gebiet der DDR konnte man auf Rummel- und Jahrmarktfesten bis in die 90iger Jahre mit Fingerspielautomaten sein Glück versuchen (natürlich nur mit Spielmarken und Auszahlung in Form von Warengewinnen). Leider wurden diese Automaten von den Aufstellern oft eigenwillig repariert, so dass sie von den ursprünglichen Typen nur noch schwer zu identifizieren waren (siehe Bild links). Zuletzt konnte ich auf der Leipziger Kleinmesse 2006 (bei Weber Automaten, Leipzig) mein Glück versuchen. Ein Highlight war der Gold-Fuchs von Hecker.
Doch die Geschichte der Fingerschlagautomaten endet nicht 1953 in Deutschland-West oder 2000 in Deutschland-Ost, sondern lebt heute in Nordeuropa in einer modernen Form weiter. Die ersten Geräte wurden in den 20/30er Jahren aus Deutschland importiert. Heute ist in Finnland der Fingerschläger (Pajatso) ein Kultspiel. Zum Abschluss einige Bilder von finnischen Pajatso`s. Die zwei letzten Geräte arbeiten mit Elektromechanik/Elektronik.
10 Pennin, 1954
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50 Pennin, Bj.1967 |
aktuelles 20Eurocent Modell |